Boris Palmer gehört zu den erfolgreichsten Grünen-Politikern. Seit 2007 ist er Oberbürgermeister in Tübingen und wurde 2014 sogar mit knapp 62 Prozent der Wählerstimmen wiedergewählt. Mit seiner Partei liegt der Schwabe dagegen desöfteren im Clinch, insbesondere in der Flüchtlingspolitik leistet er sich den Luxus einer eigenen, von der grenzenlosen Aufnahmebereitschaft der Grünen abweichende Meinung.

Und auch mit der political correctness nimmt es Palmer nicht immer so genau, wie es sich mancher Bündnisgrüne wünscht. Das wurde ihm nun auf Facebook zum Verhängnis. Weil er in einem Posting das Wort „Mohrenkopf“ verwendete, wurde er von dem sozialen Netzwerk für 24 Stunden gesperrt. 

Den Grund kennt Boris Palmer nicht

Der Lokalpolitiker reagierte wenig amüsiert auf den Vorfall: „Wenn Facebook unseren Sprachgebrauch durch Sperren reglementiert, ist das der Anfang einer Zensur durch eine nicht erreichbare private Behörde“, schrieb er am Samstag in dem Netzwerk, nachdem seine Sperre abgelaufen war. Eine Begründung für die Strafmaßnahme habe er bislang nicht erhalten.

Am Donnerstag hatte Palmer auf eine alte Diskussion anspielend gepostet: „Was wurde aus dem Mohrenkopf?“. Vor vier Jahren gab es Streit um einen Konditor, der auf der Schokoladenmesse Chocolart „Tübinger Mohrenköpfe“ angeboten hatte. Palmer hatte damals in einem ebenfalls auf Facebook publizierten Statement den Begriff kritisiert, lehnte es jedoch ab, den Konditor im Namen der Stadt zu verurteilen. 

Mit seinem am Donnerstag veröffentlichten Beitrag wollte Palmer die alte Debatte „zu einem Ende bringen“, wie er dem „Schwäbischen Tagblatt“ sagte. Da genau dieser Beitrag nun von Facebook gelöscht wurde, liegt der Verdacht nahe, dass es mit dem Begriff „Mohrenkopf“ zusammenhängt. „Irgendjemand hat das Facebook gemeldet, dann prüft das ein Operator, entscheidet, der Begriff sei rassistisch und sperrt mich“, sagte der Politiker dem „Tagblatt“. Palmer sprach von „Zensur erstaunlichen Ausmaßes“ und nannte das Vorgehen „Orwellsche Sprachkontrolle“.

Einstweilen darf der streitbare Grünen-Politiker auf Facebook wieder kommentieren. Beim nächsten Verstoß könnte aber eine längere Strafe drohen: Der Account könnte für einen ganzen Monat gesperrt werden. Eine harte Strafe für einen einzigen „Mohrenkopf“.

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