In Deutschland gibt es weitere Ausbrüche des neuartigen Coronavirus. Der zuständige Minister spricht vom Beginn einer Epidemie. Ein Überblick über die aktuell bekannten Infektionen. 

Nach mindestens elf neuen Coronavirus-Nachweisen in Deutschland erwarten Experten weitere Fälle von Infizierungen mit SARS-CoV-2. In mehreren Bundesländern wird intensiv nach möglichen Infizierten gesucht. „Wir befinden uns am Beginn einer Corona-Epidemie in Deutschland“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn am Mittwochabend. „Die Infektionsketten sind teilweise – und das ist die neue Qualität – nicht nachzuvollziehen.“ Er komme „immer mehr zu der Überzeugung, die Wahrscheinlichkeit, dass diese Epidemie an Deutschland vorbeigeht, wird sich nicht erfüllen und nicht ergeben“, sagte der CDU-Politiker.

Eine Übersicht über die Infektionen:

In Nordrhein-Westfalen, wo bis Donnerstagmorgen fünf Fälle bekannt waren, suchen die Behörden nun mit größeren Aktionen nach möglichen weiteren Infizierten. In Gangelt im Kreis Heinsberg sind die rund 300 Besucher einer Karnevalsveranstaltung aufgerufen, sich bei den Behörden zu melden. 

Die Fälle in dem Bundesland hängen laut den Behörden zusammen. Zunächst waren Infektionen bei einem Ehepaar aus Gangelt bekannt geworden – einer Kindergärtnerin und ihrem Mann. Sie hätten nach der eigenen Infektion bis zu 14 Tage am gesellschaftlichen Leben teilgenommen, hieß es. Die gespenstische Atmosphäre in Gangelt und was die Anwohner vor Ort sagen, sehen Sie oben im Video oder hier.
 

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In Baden-Württemberg halten die Gesundheitsbehörden Familie, Freunde und Kollegen von vier Infizierten im Blick. In dem Bundesland war am Dienstagabend ein Nachweis bei einem Italien-Rückkehrer in Göppingen bekannt geworden. Nach Angaben der Behörden steht der Fall in Zusammenhang mit zwei Nachweisen in Tübingen. Bei einem Fall im Landkreis Rottweil sei ein Mann mit seiner Familie aus einem Risikogebiet, dem Ort Codogno in der italienischen Provinz Lodi, eingereist, teilte das Gesundheitsministerium am Abend mit.

Auch bei einem infizierten Soldaten, der im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz (Rheinland-Pfalz) behandelt wird und am Militärflughafen Köln-Wahn stationiert ist, suchen die Behörden nach Kontaktpersonen. Der Soldat hatte laut der Bundeswehr beim Karneval Kontakt zu dem schwer Erkrankten oder dessen Frau aus Gangelt.

Wegen des Verdachts auf eine Covid-19-Erkrankung bei einem Reisenden war am Mittwoch ein Regionalzug von Frankfurt nach Saarbrücken am Bahhof Idar-Oberstein vorübergehend gestoppt worden. Der Mann, der von einer Italien-Geschäftsreise zurückgekehrt war, habe Symptome festgestellt, teilte das rheinland-pfälzische Gesundheitsministeriums mit. Der im Saarland wohnende Fahrgast wurde zur weiteren Klärung in ein Krankenhaus der Region gebracht.

Am Donnerstag ist das Virus bei einem Patienten im Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern festgestellt worden. Der Mann war mit Symptomen selbst in das Klinikum gekommen. Er war nach Angaben des Gesundheitsministeriums bis vor kurzem im Iran gewesen und hatte dort Kontakt mit einer „symptomatisch auffälligen Person“, wie es hieß. Der Mann ist Jahrgang 1988.

In Deutschland waren vor mehr als zwei Wochen insgesamt 16 SARS-CoV-2-Infektionen gemeldet geworden, die nicht zu weiteren bekannten Ansteckungen geführt haben.

Internationale Ausbreitung

Aus weiteren europäischen Ländern wurden erste Fälle gemeldet, etwa aus Dänemark, Norwegen, Estland und Rumänien. In Italien, wo es mit mehr als 400 Infizierten und mindestens 12 Toten den größten Ausbruch Europas gibt, begab sich der Regionalpräsident der Lombardei, Attilio Fontana, in Quarantäne. Er habe mit einer Infizierten eng zusammengearbeitet, teilte er am Mittwochabend auf Facebook mit.

Wegen der Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 in Südkorea verschieben die Streitkräfte des asiatischen Landes und der USA ihr Frühjahrsmanöver auf unbestimmte Zeit. In dem Land sind inzwischen mehr als 1.500 Nachweise erfasst.

In China stieg die Zahl erfasster Infektionen auf rund 78.500, die Zahl der Toten lag in der offiziellen Statistik für Festlandchina bei 2.744. Seit einer neuerlichen Änderung der Zählweise in der vergangenen Woche hat sich der zuvor täglich berichtete Anstieg der neuen Infektionen mit dem Virus und der Todesfälle in der Statistik Chinas deutlich reduziert. Beides wird von amtlichen Stellen gern zitiert, wenn dazu aufgerufen wird, an anderen Orten des Landes zur Normalität zurückzukehren und die Produktion wieder aufzunehmen. Experten gehen aber von einer sehr hohen Dunkelziffer aus.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche

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