Irgendwo in Texas: Die „Vereinskirche“ steht am „Marktplatz“, der „Biergarten“ ist gegenüber dem Restaurant „Lindenbaum“. In wohl keiner amerikanischen Stadt ist das deutsche Erbe so sichtbar wie in Fredericksburg – im Volksmund deshalb auch „Fritztown“. Sehen Sie selbst in unserer Foto-Show.

Menschen aus den ganzen USA kommen, um sich den Ort anzuschauen. Nach dem Leitmotiv „Texanische Gastfreundschaft, deutsche Kultur“ will man die deutschen Wurzeln bewahren.

Das Nationale Museum für den Pazifikkrieg Museum steht am „Nimitz-Platz“ – nicht „Square“, wie sonst in den USA. Der Antiquitätenladen heißt „Der alte Fritz“ und wer ein Zimmer sucht, findet vielleicht etwas im „Gästehaus Schmidt“.

Adlige gründeten deutsche Siedlungen in den USA

Warum ist Fredericksburg so deutsch? „Weil die deutschen Einwanderer hier sehr gute Bedingungen fanden“, erklärt Michael W. Hagee, der Direktor des Museums am „Nimitz-Platz“. „Und weil der Adelsverein sie schützte und unterstützte,“ ergänzt er.

Der Verein war eine Initiative von Adligen, die deutsche Siedlungen in Texas gründeten. „Allen voran ging Baron Otfried von Meusebach“, sagt Hagee. „Er legte hier zwar den Adelstitel ab, nicht aber die Attitüde eines Adligen.“ Den Deutschen schien es zu gefallen. 

Fredericksburg hat eigenen deutschen Dialekt

In Fredericksburg hat sich damals sogar eine eigene Sprache entwickelt. „Es ist ein Mix verschiedener deutscher Dialekte, aber mit dem Stand der 1840er Jahre,“ sagt Fredericksburgs Bürgermeisterin Linda Langerhans. Kam etwas Neues hinzu, musste ein eigenes Wort erfunden werden. „Ein Flugzeug ist zum Beispiel ein ‚Luftschiff‘.“ Und was andere Amerikaner „Skunk“ (Stinktier) nennen, heißt hier „Stinkkatze“. Texas German ist ein Leckerbissen für Sprachforscher.

Ein Test auf der Main Street, gleich am „Stadt Friedhof“. Wie reagieren die Texaner, wenn man ihnen ein freundliches „Guten Tag!“ zuruft. „Guden Tack“, ruft eine Frau lachend zurück und setzt, auf Englisch, hinzu: „Das ist aber alles Deutsch, was ich kann.“

Ein weiterer Passant reagiert auf das „Guten Tag!“ mit einem englischen „Kann ich helfen? Suchen Sie etwas?“. Dann bedauert auch er, dass es mit dem Deutschen nicht weit her ist. „Meine Großeltern sprachen das noch fließend. Bei mir würde es vielleicht noch reichen, ein Bier zu bestellen.“

Ungewöhnlich für die USA: Weihnachtsgeschenke am 24.12.

Auch die Bürgermeisterin fürchtet, dass ihre Generation als letzte Texas German spricht. „Es hat zwei Weltkriege überstanden, aber die Zuzüge aus anderen Teilen der USA oder aus Lateinamerika verdrängen es jetzt.“ Aber so wie sie noch einige Möbelstücke hat, mit denen ihre Vorfahren vor fast zwei Jahrhunderten kamen, so hält sie auch die Tradition hoch. „Und das macht jeder hier, selbst wenn er kein Deutsch mehr spricht. Es macht uns einzigartig und deshalb kommen jedes Jahr Hunderttausende Menschen zu uns.“

Für die Kinder hat alles noch einen besonderen Vorteil: Überall in den USA bekommen sie am Morgen des 25. Dezember die Weihnachtsgeschenke. „Bei uns nicht“, sagt Langerhans lächelnd, „bei uns ganz deutsch schon am Abend vorher.“

Weitere Informationen:

  • Lage: Fredericksburg liegt recht zentral im US-Bundesstaat Texas, etwa 120 Kilometer nördlich von San Antonio.
  • Anreise: San Antonio hat einen internationalen Flughafen. Allerdings gibt es von Deutschland aus kaum Direktflüge. Von San Antonio mit dem Mietwagen.
  • Währung: 1 Dollar entspricht 0,90 Euro (Stand: 8. November 2016).
  • Internet: www.visitfredericksburgtx.com

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