„London Bridge is down“ – dies ist der zentrale Satz, mit dem die britische
Premierministerin Liz Truss über den Tod von Königin Elizabeth II. informiert
wurde.

Abschied von einer Ära in zehn Tagen

Was passiert jetzt, nachdem die Queen
verstorben ist? Die britische Monarchie wäre nicht die britische Monarchie, wenn es dafür nicht einen penibel ausgearbeiten Plan gebe. Der Abschied von einer Ära vollzieht sich in genau zehn Tagen:

  • Das Außenministerium wird
    die Nachricht an die Regierungen außerhalb des Vereinigten Königreichs, in
    denen die Königin Staatsoberhaupt ist, und an die anderen Länder des
    Commonwealth übermitteln. 
  • Der Tag, an dem die Königin stirbt, heißt D-Day.
    Jeder folgende Tag bis zum Tag der Beerdigung wird als D-Day+1, D-Day+2 und so
    weiter bezeichnet.
  • Die Minister werden per E-Mail über den Tod
    informiert. Spätestens zehn Minuten nach Bekanntgabe des Todes werden die
    Flaggen auf der Straße Whitehall im Londoner Regierungsviertel auf halbmast
    gesenkt.
  • Die britische Nachrichtenagentur Press
    Association wird eine Blitzmeldung senden. Gleichzeitig wird am Buckingham
    Palast die offizielle Mitteilung über den Tod an das Tor oder an eine Staffelei
    geheftet.
  • Das britische Parlament und die Parlamente in
    Schottland, Wales und Nordirland werden vertagt.
  • Auf der Webseite der Königsfamilie erscheint
    eine schwarze Seite mit einer Erklärung, in der der Tod bestätigt wird. Auf der
    Website der britischen Regierung wird ein schwarzes Banner angezeigt.
  • Der Premierminister oder die Premierministerin
    wird als erster oder erste eine Erklärung abgeben.
  • Die königliche Familie wird die Pläne für das
    Staatsbegräbnis veröffentlichen, das voraussichtlich zehn Tage nach dem Tod
    stattfinden soll. Eine nationale Schweigeminute wird angekündigt.
  • Die Premierministerin wird eine Audienz mit dem
    neuen König
    halten. Damit leitet er die „Operation Spring Tide“ (Springflut)
    ein.
  • Beerbt wird Elizabeth II. von ihrem Sohn Prinz
    Charles. Es ist noch nicht klar, welchen Namen er als König annehmen wird – es
    könnte Charles III. oder auch George VII. sein. Er wurde auf den Namen Charles
    Philip Arthur George getauft und könnte jeden dieser Namen annehmen.
  • Der König wird an diesem Tag um 18 Uhr eine
    Ansprache an die Nation halten
    .

D-Day+1

Ein Rat tritt um 10 Uhr zusammen, um den König
zum neuen Monarchen zu proklamieren. Die Proklamation wird im St. James’s
Palace und in der Royal Exchange, dem Ort der ersten Börse Londons, verlesen,
wodurch Charles als König bestätigt wird.

Das Parlament tritt zusammen, um eine
Beileidsbekundung zu verabschieden. Alle parlamentarischen Arbeiten werden für
zehn Tage ausgesetzt.

Der Premierminister und das Kabinett werden um
15.30 Uhr mit dem neuen König zusammentreffen.

D-Day+2

Der Sarg der Königin wird in den
Buckingham-Palast gebracht sofern er nicht bereits dort ist.

Falls die Königin in Balmoral in Schottland
stirbt, wo sie gerade weilt, wird ihr Leichnam mit dem königlichen Zug nach
London überführt („Operation Unicorn“ – also Einhorn). Sollte dies nicht
möglich sein, wird ihr Leichnam nach London zurückgeflogen.

D-Day+3

Der neue König wird den Kondolenzantrag in der
Westminster Hall entgegennehmen.

Anschließend begibt er sich auf eine Trauerreise
durch das Vereinigte Königreich, beginnend mit Schottland. Er wird im
schottischen Parlament einen Kondolenzantrag entgegennehmen und an einem
Gottesdienst in der St. Giles‘ Cathedral in Edinburgh teilnehmen.

D-Day+4

Der König wird in Nordirland eintreffen, wo er
im Hillsborough Castle eine weitere Beileidsbekundung entgegennehmen und an
einem Gottesdienst in der St. Anne’s Cathedral in Belfast teilnehmen wird.

Es findet eine Probe für die „Operation Lion“ (Löwe) statt: die Prozession mit dem Sarg vom Buckingham Palace zum
Parlamentsgebäude Palace of Westminster.

D-Day+5

„Operation Lion“: Der Sarg der Königin wird auf
einer Route durch London vom Buckingham Palace zum Parlamentsgebäude Palace of
Westminster überführt. In der Westminster Hall findet eine Gedenkfeier statt.

D-Day+6

„Operation Feather“ (Feder): Die Königin wird
drei Tage im Palace of Westminster aufgebahrt. Der Sarg wird 23 Stunden am Tag
für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Die Probe für den Staatsbegräbniszug findet statt.

D-Day+7

Der König reist nach Wales, um einen Antrag des
walisischen Parlaments entgegenzunehmen und an einem Gottesdienst in der
Kathedrale von Llandaff in Cardiff teilzunehmen.

D-Day+8 und 9

Der Sarg wird aufgebahrt. Hunderttausende
Menschen werden in London erwartet, um der Queen die letzte Ehre zu erweisen.
Kondolenzbücher werden online geöffnet.

D-Day+10

Es gibt einen Staatstrauertag.

Das Staatsbegräbnis findet in der Westminster
Abbey statt.

Im ganzen Land wird es mittags zwei
Schweigeminuten geben.

Prozessionen finden in London und Windsor statt.

Die Königin wird auf Schloss Windsor in der King
George VI. Memorial Chapel neben ihrem Vater beigesetzt. Das Porträt der
Königin wird mit einem schwarzen Band in allen Rathäusern für einen Monat
aufgehängt, bevor es durch ein Porträt des neuen Königs ersetzt wird.

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