Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat eine Schulklasse besucht, die erst kürzlich wieder in den Klassenraum durfte. Ein Bild davon veröffentlichte sie in sozialen Netzwerken. Doch bei genauerem Hinsehen scheint einer der Schüler nicht viel von dem hohen Besuch zu halten.

Sie nennt sich selbst die „Ministerpräsidentin der Kinder“: die dänische Regierungschefin und Sozialdemokratin Mette Frederiksen. Deshalb ist es auch keine Überraschung, dass sie am Donnerstag eine Schulklasse besuchte, die erst vor Kurzem aus dem Lockdown und Homeschooling wieder zurück ins Klassenzimmer durfte.

Bei dem Besuch in der Bavne-Schule in Dalby auf Sjælland sprach sie mit Schülerinnen und Schülern, die ihren Abschluss machen. „Wie schön, sowohl Kinder als auch Lehrer zu erleben, die sich einfach freuen, wieder in der Schule zu sein“, schrieb die 43-Jährige unter ein Foto, das sie von ihrem Besuch bei Instagram und Facebook veröffentlicht hatte. Die Stimmung sei gut gewesen. PAID „Spritzenreiter“ Dänemark – Wie impft das Land? – 11.15 Uhr

Schüler hatte keine Lust auf Besuch von Mette Frederiksen

Doch offenbar war die Stimmung nicht bei allen gut. Bei genauem Hinsehen fällt auf: Ein Schüler im grauen Sweatshirt macht seinem Unmut Luft und hält seinen ausgestreckten Mittel- bzw. Stinkefinger (auf Dänisch fuckfinger oder langemand) in die Kamera. 

Bei dem Tunichtgut handelt es sich um den 15-jährigen Nick Larsen. Dem dänischen Fernsehsender TV2 erklärte er, warum er seinen Mittelfinger präsentierte: „Es ist nicht speziell für sie. Es war nur eine impulsive Handlung, aber ich hatte nicht sehr große Lust auf ihren Besuch“, so der Neuntklässler.

Dabei hatte er Frederiksen sogar eine Frage gestellt. Sein Bruder habe eine Behinderung und könne keine Impfungen vertragen. Deshalb wollte er wissen, wie und ob sie im Sommer gemeinsam reisen könnten, wenn man einen Impfausweis brauche. „Sie sagte, dass man innerhalb der EU und in einige andere Länder reisen könne. Aber dann sei nur der Nachweis negativer Tests und Isolation und so erforderlich.“ 

Netzgemeinde feiert Nick Larsen für Mittelfinger

Dass seine kleine Protesthandlung viral gehen würden, das habe er allerdings nicht geahnt. Er habe gedacht, dass das Foto nur für seine Klasse sei. Erst seine Freunde und seine Schwester hätten ihn dann darauf aufmerksam gemacht, dass das Foto mittlerweile im Land zu einer großen Lachnummer wurde – und die Userinnen und User im Netz belustigte.

„Der im grauen Oberteil ist eine Legende“, schreibt ein Nutzer bei Instagram. Und bei Facebook schreibt ein Nutzer: „Alle Kinder lächelten nett, außer Nick; er machte ‚Fingergymnastik‘.“ In den Kommentarspalten finden sich neben vielen Mittelfinger-Symbolen aber auch positive Äußerungen – für Frederiksen. PAID Dänemark öffnet Schulen und will noch weitergehen – 8.10

Vater stolz auf seinen Sohn

Nick hingegen hat nur wenig Positives für seine Ministerpräsidentin übrig. „Ich bin der Meinung, dass sie versucht, die ganze Show selbst zu kontrollieren“, sagte er TV2. Der Zeitung „B.T.“ erklärte er: „Ich denke, sie sollte mehr auf andere hören. Es ist, als ob nur sie Dinge tun darf.“

Über die Reaktionen freut sich der 15-Jährige aber: „Ich darf mich ausdrücken, so wie es alle anderen tun. Und ich bin froh über die Antwort, die ich bekommen habe.“ Nach Angaben von TV2 erhielt der Schüler sogar Geldgeschenke, Gutscheine und Präsentkörbe.

Auch seine Eltern unterstützen ihren Sprössling: „Es ist cool, dass er seine Redefreiheit nutzt, um sich auszudrücken, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt und wenn er denkt, dass etwas nicht stimmt. Sollte man ihn ausschimpfen, weil er eine selbstständige Entscheidung getroffen hat?“, sagt Nicks Vater Tim Larsen. Man solle ein Kind nicht ausschimpfen, das von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch mache und Haltung zeige, so der stolze Vater.

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