Für den indischen Teil der Unruheregion Kaschmir hat die örtliche Regierung eine Terrorwarnung herausgegeben. Nun verlassen viele Menschen das Gebiet fluchtartig, darunter auch Tausende Touristen. Bereits am Samstag hatten zahlreiche Menschen versucht, Plätze in Flugzeugen oder Bussen zu bekommen, um aus Kaschmir auszureisen. Unterdessen trafen Tausende Soldaten zur Verstärkung des Militäraufgebots im indischen Teil Kaschmirs ein.

Die Regierung des Bundesstaates Jammu und Kaschmir hatte am Freitagabend Urlauber und Pilger aufgerufen, Kaschmir umgehend zu verlassen. Es gebe neue Geheimdiensthinweise auf Terrorgefahren für eine größere hinduistische Pilgerversammlung in der Region, hieß es zur Begründung. In einer weiteren Mitteilung wurde auch Hunderten Studenten aus anderen indischen Bundesstaaten zur Ausreise geraten.

Mehrere Pilgerveranstaltungen wurden abgesagt. Deutschland und Großbritannien haben Reisewarnungen für Jammu und Kaschmir ausgegeben.

Mehr zum Thema
Pulverfass Kaschmir Hoffnungslos im Himalaya

Auf den Flughafen von Srinagar strömten scharenweise Besucher, darunter viele Ausländer, die auf einen Flug hoffen. Viele von ihnen konnten allerdings kein gültiges Flugticket vorweisen.

„Passagiere, die eigentlich erst in den kommenden Tagen abreisen sollten, sind in Panik zum Flughafen gekommen“, sagte der Manager einer Fluggesellschaft, die Flüge von Srinagar in die indische Hauptstadt Neu Delhi anbietet. „Es ist chaotisch und nicht viele werden Sitze ergattern, wenn es keine zusätzlichen Flüge gibt.“ Auch vor Tankstellen, Supermärkten und Geldautomaten in Kaschmir bildeten sich lange Schlangen.

Zudem hat Pakistan Indien beschuldigt, im pakistanischen Teil Kaschmirs Streumunition gegen Zivilisten einzusetzen. Die indische Armee habe in der Nacht zum Mittwoch im Neelum-Tal Bürger mit Streumunition angegriffen, erklärten die Streitkräfte am Samstag. Zwei Zivilisten, darunter ein Vierjähriger, seien getötet und elf schwer verletzt worden. Indien äußerte sich zu den Anschuldigungen zunächst nicht.

Mehr zum Thema
Kaschmir-Konflikt „Die roten Linien wurden verschoben“

Streumunition verteilt beim Einsatz viele kleinere Sprengsätze über größere Flächen. Was nicht explodiert, bleibt als Blindgänger liegen und kann noch Jahre später Menschen töten, wenn es längst keine Kampfhandlungen mehr gibt. Seit 2008 gibt es eine internationale Konvention zur Ächtung von Streumunition, die aber weder von Pakistan noch von Indien unterstützt wird.

Die Kaschmirregion ist zwischen Indien und Pakistan umstritten. Seit einem Krieg im Jahr 1947 ist das Gebiet geteilt, wird aber bis heute von beiden Staaten beansprucht. Zuletzt hatten die Spannungen in der Region wieder zugenommen. Indien wirft Pakistan vor, islamistische Kämpfer im indischen Teil zu unterstützen. Islamabad bestreitet dies.

Die indische Regierung teilte vergangene Woche mit, dass sie 10.000 Soldaten zusätzlich in die Region schicke.

Read more on Source