Mit der Einnahme Lyssytschansks haben die russischen Truppen faktisch die gesamte ostukrainische Region Luhansk erobert. Russlands Staatschef Wladimir Putin beglückwünschte die daran beteiligten Soldaten in einer im Fernsehen übertragenen Unterredung mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Dieser kündigte weitere Kämpfe an. „Die Streitkräfte der Russischen Föderation setzen die militärische Spezialoperation fort„, sagte der Verteidigungsminister. Als „Spezialoperation“ bezeichnet der Kreml den Krieg, der in Russland nicht als solcher bezeichnet werden darf.

Derweil überquerte das russische Militär offenbar an mehreren Stellen den Fluss Siwerskyj Donezk – und rückte damit von der Region Luhansk weiter in das benachbarte Gebiet Donezk vor. Die Angreifer versuchten, die Kontrolle über mehrere Ortschaften auf der Südseite des Flusses 20 Kilometer nördlich von Slowjansk zu übernehmen, teilte der ukrainische Generalstab mit.

Die EU-Kommission will gleichzeitig beim Wiederaufbau der Ukraine helfen und dazu eine Plattform einrichten. Wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf der Konferenz zur Wiederherstellung der Ukraine in Lugano sagte, sollten darin die Bedürfnisse des Landes, benötigte Ressourcen sowie erforderliche Investitionen und das gemeinsame Vorgehen gebündelt werden. Die ukrainische Regierung will den Wiederaufbau zu einem großen Teil mit russischem Geld finanzieren. Nötig seien nach Schätzungen mindestens 750 Milliarden Dollar (knapp 720 Milliarden Euro), sagte Regierungschef Denys Schmyhal. 

Deutschland sagte dem Land zusätzliche 426 Millionen Euro zu, wie das Entwicklungshilfeministerium mitteilte. Zusätzlich leiste die Bundesregierung humanitäre Hilfe und stabilisiere den Haushalt der Ukraine mit über einer Milliarde Euro Budgethilfe. „Es ist wichtig, dass wir in Lugano schon jetzt international koordiniert die Weichen für einen nachhaltigen, reformorientierten Wiederaufbau der Ukraine stellen“, sagte Ministerin Svenja Schulze. 

Weitere Ereignisse des Tages:

  • In den beiden von der russischen Armee eroberten Städten Sjewjerodonezk und Lyssytschansk halten sich nach Angaben des Regionalgouverneurs von Luhansk noch 18.000 Menschen auf. Beide Städte zählten vor dem Krieg je etwa 100.000 Einwohner.
  • Nicht nur in den Gebieten der kremltreuen Separatisten, sondern auch auf
    der seit 2014 besetzten Krim findet nach Darstellung der Ukraine eine Mobilisierung der Einwohner für die russische Armee
    statt. Das hat die Vertretung der ukrainischen Regierung für die
    besetzte Halbinsel den russischen Behörden in einer auf Facebook
    veröffentlichten Mitteilung vorgeworfen.
  • In diesem Jahr wird die Ukraine nach britischer Einschätzung deutlich weniger Getreide exportieren können als 2021. Die Ausfuhr werde bei 35 Prozent des Vorjahreswerts liegen, twitterte das Verteidigungsministerium Großbritanniens.
  • Papst Franziskus reist womöglich im August nach Moskau und nach Kiew. „Zuerst möchte ich nach Russland reisen, um zu versuchen, etwas zu helfen“, sagte Franziskus der Nachrichtenagentur Reuters.

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