Armin Laschet hat nicht gekniffen. Auf dem JU Jahrestreffen stellte sich der gescheiterte CDU-Kanzlerkandidat der Erneuerungsdebatte. Er übernahm Verantwortung für das Desaster, formulierte aber auch Forderungen – an die Parteizentrale und die Schwesterpartei.

Als Konsequenz aus der historischen Wahlniederlage hat CDU-Chef Armin Laschet den Unionsparteien eine Rückkehr zu Geschlossenheit und gegenseitigem Vertrauen empfohlen. „So wie der Zustand im Moment ist, kann es nicht weitergehen“, sagte Laschet am Samstag auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Münster. „Geschlossenheit im Wahlkampf, das war mal eine Stärke der Union, und das muss in Zukunft wieder die Stärke der Union werden“, sagte er. 

Ohne die Schwesterpartei CSU namentlich zu nennen, sagte der Unionskanzlerkandidat: „Wenn man vor Ort entschieden hat, die oder der ist unser Kandidat und danach sagen die anderen, die nicht gewählt worden sind, ja, aber wir haben trotzdem den Besseren. Wenn man so in Wahlen geht, gewinnt man nicht.“ CSU-Chef Markus Söder war im harten unionsinternen Ringen um die Kanzlerkandidatur unterlegen gewesen. Danach hatte es von Söder und anderen Politikern aus der CSU-Spitze mehrfach Sticheleien gegen Laschet gegeben.Heute show beim Treffen der Jungen union 1210

„Unionsrat“ soll künftig öffentliche Machtkämpfe verhindern

„Diese Tugend, Zusammenstehen, das müssen wir wieder lernen, wenn wir in Zukunft Wahlen gewinnen wollen“, sagte der CDU-Chef weiter. „Wir müssen wieder zusammenstehen.“ Dies sei eine wichtige Lehre aus dem Wahlkampf und dem schlechten Wahlergebnis.

Laschet schlug vor, dass die Unionsschwestern CDU und CSU sich auf ein Verfahren verständigen, wie künftig der gemeinsame Kanzlerkandidat gekürt werden soll. Für diese Kür könne etwa ein gemeinsames Gremium, ein „Unionsrat“, eingerichtet werden. Damit könne ein Machtkampf, wie er seiner eigenen Benennung als Kanzlerkandidat vorausgegangen war, verhindert werden, was für die Union „hilfreich“ wäre, sagte Laschet. Bisher fehlt ein Gremium, in dem sich die beiden Unionsparteien verständigen können. Strittige Fragen landen dadurch oft im einzigen gemeinsamen Gremium, der Bundestagsfraktion von CDU und CSU.

STERN PAID 42_21 CDU-Krise: Söders Beitrag 20.30

Armin Laschet verärgert über Indiskretionen

Verärgert zeigte sich Laschet über ständige Indiskretionen aus internen Sitzung der CDU-Spitzengremien, die eine vertrauliche Debatte unmöglich gemacht hätten. „Das war schon der Beginn einer Schwächung im Wahlkampf“, sagte er. „Das darf nicht mehr stattfinden.“

In den Sitzungen von Präsidium und Vorstand unter seiner Leitung gelte seit Kurzem ein Handy-Verbot, um Durchstechereien von Mitgliedern an Medien zu verhindern. „Solange ich CDU-Vorsitzender bin, gilt dieses Handyverbot – und ich würde jedem danach das Gleiche empfehlen“, sagte Laschet.

Laschet übernimmt Verantwortung – und erntet Anerkennung

Das schlechte Ergebnis der Union bei der Bundestagswahl bezeichnete Laschet als „bitter“ – und er übernahm ausdrücklich die Verantwortung dafür. „Den Wahlkampf, die Kampagne, habe ich zu verantworten und sonst niemand“, sagte er. „Die Verantwortung für dieses Ergebnis, die trage ich als Vorsitzender und als Kanzlerkandidat.“ 

Die Delegierten der Jungen Union zollten dem 60-Jährigen dafür viel Respekt. JU-Chef Tilam Kuban sagte, „wahre Größe“ zeige sich nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch bei Gegenwind und lobte, dass sich Laschet der Debatte stelle. CSU-Chef Söder hatte dagegen abgesagt, was Kuban bereits am Freitag „enttäuschend“ nannte.Merz – Union insolvenzgefährdeter Sanierungsfall 22.33h

CDU-Chef für mehr Frauen und Junge: „Wir haben das Potenzial“

Laschet sprach sich dafür aus, in den neu zu wählenden CDU-Spitzengremien mehr junge Leute und mehr Frauen zu berücksichtigen. „Wir haben doch das Potenzial“, sagte er.

Die Forderung der Jungen Union nach einer Kür des neuen CDU-Chefs durch die Mitglieder bewertete Laschet zurückhaltend. Er sei zwar „nicht prinzipiell dagegen“, sagte er. Er glaube dennoch, dass die künftige Personalaufstellung der CDU „in Konsensgesprächen“ besser zu erreichen sei als durch eine Mitgliederbefragung.

Nicht nur die Gremien müssten neu aufgestellt werden, sagte Laschet, sondern auch die Spitze des Parteiapparats. Die CDU-Parteizentrale sei unter früheren Generalsekretären wie Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf eine „Denkfabrik“ gewesen, sagte Laschet. Dies müsse sie wieder werden – „das ist ein Wechsel, der jetzt erforderlich ist“.

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