Nach gut sechs Wochen im Amt ist die britische Premierministerin Liz Truss zurückgetreten. Bis Ende nächster Woche wollen die konservativen Torys einen Nachfolger für sie finden. Die aussichtsreichsten Kandidaten sind alle alte Bekannte:

Rishi Sunak

Bei der Mitgliederbefragung im Sommer zur Nachfolge des damals zurückgetretenen Premierministers Boris Johnson unterlag der ehemalige Finanzminister Sunak deutlich gegen Truss. Allerdings hatte er wiederholt vor den Steuerplänen gewarnt, die erst die Wirtschaft und dann Truss ins Schleudern brachten. Mit dem Wissen, dass er recht hatte, dürfte der 42-Jährige gestärkt in eine neue Bewerbung um das Amt des Parteichefs und damit auch des Premierministers gehen.

Allerdings tragen ihm einige Tory-Mitglieder seine Rolle bei der Kabinettsrevolte nach, die zum Sturz von Truss‘ Vorgänger Johnson geführt hatte. Zudem schadeten Fragen zu seinem Privatvermögen und Steuertricks seiner Familie seinem Ruf.

Boris Johnson

Auch der erst im September abgetretene Premier könnte wieder im Rennen sein. Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage hat Johnson die besten Zustimmungswerte unter den möglichen Nachfolgern: Ein Drittel der Befragten Torys kann sich seine Rückkehr ins Amt vorstellen. So wird nun – ermutigt durch mehrere Andeutungen von Johnson selbst – über ein mögliches Comeback des 58-Jährigen spekuliert. Johnson glaube, eine Kandidatur sei von „nationalem Interesse“, heißt es etwa in der Times. Allerdings denken nicht wenige, dass die von Skandalen geprägte dreijährige Amtszeit Johnsons noch nicht lange genug zurückliegt für eine erneute Kandidatur.

Mehrere Minister sowie Dutzende Staatssekretäre und Mitarbeitende hatten Anfang Juli aus Protest gegen Johnsons Führungsstil und seinen Umgang mit sexuellen Übergriffen des Parteikollegen Chris Pincher ihre Ämter niedergelegt; aus Johnsons eigener Fraktion und dem Kabinett häuften sich damals die Rücktrittsforderungen an ihn.

Jeremy Hunt

Finanzminister Hunt, der vom zentristischen Flügel der Partei unterstützt wird, könnte sich als kompetenter Einheitskandidat erweisen. Nach seinem Auftritt am Montag, bei dem der frühere Geschäftsmann das Steuerpaket von Truss fast vollständig gekippt hatte, wurde er von einigen schon als „De-facto-Premier“ bezeichnet.

Der 55-jährige frühere Außen- und Gesundheitsminister war nicht nur in diesem Jahr, sondern auch schon 2019 im Rennen um den Parteivorsitz unterlegen. Hunt, der fließend Japanisch spricht, gilt als besonders belastbar, jedoch wenig charismatisch.

Penny Mordaunt

Mordaunt, die am Montag im Auftrag von Truss Fragen der Opposition zu dem Steuer- und Wirtschaftsdebakel beantworten musste, gilt als gute Rednerin. 2019 wurde die Brexit-Befürworterin die erste britische Verteidigungsministerin. Einige sehen in der 49-jährigen Reservistin der Royal Navy eine mögliche Kompromisskandidatin für den Vorsitz der zerstrittenen Torys.

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