Der Satz fiel beiläufig, beinhaltet aber eine Ungeheuerlichkeit: Donald Trump sei zu einem Putsch nicht fähig, urteilt Ex-Sicherheitsberater John Bolton. Woher er das weiß? Er habe früher selber Staatsstreiche vorbereitet.

Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss versucht zu beweisen, dass der Sturm aufs Kapitol Teil eines von langer Hand geplanten Staatsstreichs durch Ex-US-Präsident Donald Trump war. John Bolton, nationaler Sicherheitsberater während Trumps Amtszeit, hält das für abwegig. Der frühere Präsident sei eher eine „Störung der Macht“ als der Anführer eines „Angriffs auf die Demokratie“, sagte Bolton in einem CNN-Interview.PAID Trump 6. Januar Kommentar 9.53

Trump habe seiner Ansicht nach schon deshalb keinen Putschversuch unternommen, weil dies eine listige und ausgefeilte Planung erfordere. Das passe nicht zu dem 76-Jährigen: „So macht Donald Trump die Dinge nicht“, sagte Bolton im Gespräch mit CNN-Achorman Jake Tapper. Bei ihm sei es eher „ein Wandern von einer (…) Idee zur nächsten. Ein Plan, der durchfällt, und ein anderer kommt auf“.

Bolton: Donald Trump wollte nur Zeit gewinnen

Und dann lässt der als Architekt des Irakkrieges 2003 geltende Ex-Diplomat die Katze aus dem Sack: „Als jemand, der bei der Planung eines Staatsstreichs geholfen hat, nicht hier, aber in anderen Ländern“, gestand Bolton, wisse er, dass es viel Arbeite erfordere, eine Regierung zu stürzen und ein Staatssystem zu verändern. „Und das hat er nicht getan“, so Bolton. Trump habe die Randalierer auf dem Kapitol „entfesselt“, um mehr Zeit zu gewinnen, gegen die Wahlergebnisse in den Bundesstaaten anzugehen. Es sei ihm nicht um den Bruch der Verfassung gegangen. Trumps Maßnahmen zur Aufhebung der Wahlergebnisse seien aber nicht zu rechtfertigen.Diese Trump-Berater müssen vor dem 6.-Januar-Ausschuss aussagen, 20.20

Boltons Argumentation ließ dem CNN-Interviewer keine Ruhe. Ob er denn an erfolgreichen Staatsstreichen beteiligt gewesen sei, wollte er wissen. Er werde keine weiteren Einzelheiten nennen, sagte Bolton, verwies aber auf einen gescheiterten Coup d’État in Venezuela. Das war 2019, Präsident Nicolas Maduro sollte gestürzt werden, und die US-Regierung habe „nicht viel damit zu tun“ gehabt.

Mit Putsch in Venezuela „nicht viel“ zu tun

Damals seien Demonstranten, angeführt vom Vorsitzenden der Nationalversammlung, Juan Guaidó, auf die Straße gegangen. Guaidó wird immer noch als Interimspräsident Venezuelas von den USA anerkannt. Und das, obwohl der Putsch seinerzeit erfolglos blieb. „Die Vorstellung, Donald Trump sei halb so kompetent wie die venezolanische Opposition, ist lächerlich“, zog Bolton schließlich eine Parallele zum Ex-Präsidenten, für den Bolton rund anderthalb Jahre tätig war, ehe er als Sicherheitsberater zurücktrat.Jan 6 Hearing – Trump versucht Zeugen zu beeinflussen 12.41

Wer glaube, Trump habe mehr vorgehabt als die Zertifizierung der Wahl von Joe Biden zu seinem Nachfolger zu verzögern, der überhöhe die Ereignisse vom 6. Januar 2021. Bolton, der für insgesamt vier Präsidenten tätig war: „Ich denke, das ist ein echtes Risiko für das Komitee, das ein Menge guter Arbeit geleistet hat.“

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